Aktien als Eigenkapital bei Baufinanzierung – Mythos und Realität

In Zeiten steigender Immobilienpreise und hoher Eigenkapitalanforderungen suchen viele potenzielle Immobilienkäufer nach alternativen Finanzierungsquellen. Ein gut gefülltes Aktiendepot erscheint dabei oft als vielversprechende Option.

Die Realität am deutschen Bankenmarkt zeigt: Während Aktien nicht als direktes Eigenkapital akzeptiert werden, können sie durchaus als zusätzliche Sicherheit dienen. Durch eine Verpfändung des Depots an die Bank kann beispielsweise eine ergänzende Kreditsicherheit geschaffen werden.

Der wesentliche Unterschied bleibt jedoch bestehen: Eigenkapital muss als Barmittel in die Finanzierung eingebracht werden, um Kaufpreis und Nebenkosten zu decken. Will man also das in Aktien gebundene Vermögen für die Eigenkapitalquote nutzen, führt kein Weg am Verkauf vorbei.

Rechtliche und praktische Einschränkungen

Die Bewertung von Aktien als Sicherheit unterliegt strengen Regularien. Banken müssen nach Basel III-Richtlinien hohe Sicherheitsabschläge vornehmen. Ein Depot im Wert von 100.000 Euro wird oft nur mit 50-60% als Sicherheit angerechnet.

Zusätzlich fordern Banken:

  • Nachgewiesene Depothistorie von mindestens 2-3 Jahren
  • Vorwiegend Blue-Chip-Aktien oder ETFs auf Hauptindizes
  • Ausschluss von hochspekulativen Werten
  • Regelmäßige Neubewertung der Sicherheit

Die Akzeptanz als Sicherheit setzt zudem meist eine langjährige Kundenbeziehung voraus und das Depot muss natürlich bei der kreditgebenden Bank liegen. Selbst dann bevorzugen Banken klassische Sicherheiten wie Grundschulden oder Lebensversicherungen. Die Volatilität der Aktienmärkte macht eine verlässliche langfristige Bewertung schwierig.

Spezialisierte Finanzierungsvermittler kennen oft Banken, die dem grundsätzlich positiv gegenüber stehen. Ein Beratungsgespräch mit Baufi24.de kann sich lohnen.


Voraussetzungen für die Akzeptanz als Sicherheit

Banken stellen hohe Anforderungen an die Akzeptanz von Aktiendepots als Sicherheit. Grundvoraussetzung ist meist eine bestehende Kundenbeziehung von mindestens 2-3 Jahren.

Das Depot selbst muss gewisse Qualitätskriterien erfüllen:

  • Mindestens 70% Blue-Chip-Aktien oder ETFs auf Hauptindizes wie DAX, EURO STOXX 50
  • Maximal 20% Nebenwerte aus MDAX/SDAX
  • Keine Pennystocks oder hochspekulative Werte
  • Nachweisbare, stabile Wertentwicklung über mindestens 24 Monate

Die Bewertung erfolgt mit erheblichen Sicherheitsabschlägen:

Blue-Chip-Aktien: 40-50% Abschlag
ETFs auf Hauptindizes: 35-45% Abschlag
Nebenwerte: 60-70% Abschlag

Alternative Nutzungsmöglichkeiten des Aktiendepots

Bei der Immobilienfinanzierung mit Aktienvermögen stehen Kaufinteressenten verschiedene strategische Optionen zur Verfügung. Die Wahl der optimalen Strategie hängt von individuellen Faktoren wie Marktlage, steuerlicher Situation und Finanzierungsbedarf ab.

Nachfolgende Übersicht zeigt die wichtigsten Optionen mit ihren jeweiligen Merkmalen.

Option Hauptmerkmale Vorteile Nachteile
Teilverkauf
  • Steueroptimierte Veräußerung
  • Nutzung von Freibeträgen
  • Zeitlich gestaffelt
  • Direkte Eigenkapitalbildung
  • Keine Zusatzkosten
  • Klare Kostenkalkulation
  • Marktzeitpunkt beachten
  • Steuerlast
  • Verlust Kurspotential
Lombardkredit
  • Kurzfristige Überbrückung
  • Flexible Rückzahlung
  • Depot bleibt bestehen
  • Günstige Konditionen
  • Keine Veräußerung nötig
  • Hohe Flexibilität
  • Zusätzliche Kreditleast
  • Zinsrisiko
  • Nachschusspflicht möglich
Hybridlösung
  • Kombination der Optionen
  • Teilweise Verpfändung
  • Teilweiser Verkauf
  • Risikostreuung
  • Optimierte Gesamtkosten
  • Flexibilität
  • Höhere Komplexität
  • Mehr Verwaltungsaufwand
  • Koordinationsbedarf

Gesamtbetrachtung der Finanzierungsstruktur

Die Einbindung von Aktienvermögen in die Immobilienfinanzierung erfordert eine sorgfältige Gesamtstrukturierung.

Banken erwarten typischerweise 20-30% Eigenkapital, wobei mindestens die Kaufnebenkosten (10-15%) als Barmittel verfügbar sein müssen.

Aktiendepots können als ergänzende Sicherheit die Finanzierungskonditionen verbessern, ersetzen aber nicht die Eigenkapitalanforderung. Eine ausgewogene Struktur könnte so aussehen:

  • 15% klassisches Eigenkapital für Nebenkosten und Mindestanteil
  • 10% durch strategischen Aktienverkauf
  • 20% Aktiendepot als zusätzliche Sicherheit
  • 55% klassische Bankfinanzierung

Empfehlungen für Immobilienkäufer

Die erfolgreiche Integration von Aktienvermögen in die Immobilienfinanzierung erfordert eine sorgfältige Planung.

Experten empfehlen einen Vorlauf von mindestens 12-24 Monaten, um die verschiedenen Aspekte optimal zu koordinieren. Nachfolgende Übersicht zeigt die wichtigsten Handlungsfelder und konkreten Maßnahmen.

Handlungsfeld Maßnahmen Zeitrahmen
Frühzeitige Planung
  • Paralleler Eigenkapitalaufbau
  • Entwicklung Verkaufsstrategie
  • Steuerliche Optimierung
12-24 Monate vor Kauf
Bankengespräche
  • Vergleich der Bewertungsabschläge
  • Nutzung Hausbankbeziehung
  • Prüfung Sicherheitenkombination
6-12 Monate vor Kauf
Risikomanagement
  • Aufbau Notfallreserve
  • Begrenzung Depotbeleihung
  • Definition Exit-Strategie
Kontinuierlich

Fazit

Die Nutzung von Aktienvermögen bei der Immobilienfinanzierung ist in Deutschland komplexer als oft angenommen.

Während Aktien nicht direkt als Eigenkapital zählen, können sie als ergänzende Sicherheit oder Quelle für Eigenkapital durch Verkauf dienen. Der Erfolg hängt von sorgfältiger Planung, realistischer Zeitschiene und klarem Risikomanagement ab.

Wichtig sind:

  1. Klare Unterscheidung zwischen Eigenkapital und Sicherheiten
  2. Realistische Einschätzung der Bewertungsabschläge (40-70%)
  3. Strategische Entscheidung zwischen Verkauf, Lombardkredit oder Hybridlösung
  4. Ausreichend Vorlaufzeit für optimale Umsetzung

Trotz höherer Komplexität kann ein gut strukturierter Einbezug von Aktienvermögen die Finanzierung optimieren – vorausgesetzt, die spezifischen Anforderungen und Risiken werden berücksichtigt.


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